WiYou.de - Ausgabe 02/2014 - page 32

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2014
Foto: Manuela Müller
Grüne Berufe
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Studieren, nur weil man das Abi in der Tasche hat?
Für Stephanie nicht das
Richtige. „Ich wollte lieber gleich eine praktische Berufsausbildung machen.
Ich habe mich schon immer sehr für die Arbeit im Labor interessiert und ein­
fach mal geguckt, welche Möglichkeiten man da so hat.“ Zur Auswahl standen
unter anderem Chemielaborant, Foto­/Medienlaborant und Milchwirt­
schaftlicher Laborant. Ich fand, mit Lebensmitteln zu arbeiten, klang spannend
und habe mich beim Deutschen Milchkontor beworben.“ Stephanie wurde
nicht nur zum Vorstellungsgespräch, sondern auch für zwei Tage zum Probe­
arbeiten eingeladen. „Danach wusste ich, das ist genau das, was ich machen
will.“
Ihr Arbeitsplatz sind seitdem die Laborräume der Milchwerke.
Eine ihrer
Aufgaben ist zum Beispiel, die Rohmilchannahme zu kontrollieren. „Das heißt,
wenn die Milch vom Bauern angeliefert wird, darf sie nicht gleich in unsere
Silos gefüllt werden. Erst muss uns der Fahrer eine Probe bringen. Wir unter­
suchen dann, ob sie qualitativ in Ordnung und frei von Hemmstoffen ist. Erst
dann wird sie freigegeben und kann abgetankt werden. Damit ist aber
Stephanies Arbeit noch lange nicht getan. Über Stichproben aus der laufen­
den Produktion bis zur Endkontrolle – immer wieder überprüft sie die Pro­
dukte. Ob zum Beispiel der Fettgehalt im Schokopudding stimmt oder der
Milchsäuregehalt im Joghurt. Wenn die Ergebnisse von den Vorgaben abwei­
chen, gibt Stephanie der Produktion Bescheid und diese ändert dann die
Einstellungen der Geräte. „Dann nehmen wir wieder eine neue Probe. Das
machen wir solange, bis alles stimmt. Und zwar für jedes einzelne Produkt.
Gerade, wenn sich im Sortiment etwas ändert, ist das sehr spannend und ab­
wechslungsreich. Stephanie und ihre Kollegen haben verschiedene Untersu­
chungsmethoden und ­geräte, angefangen bei den eigenen Sinnen. Wie riecht
etwas; wie sieht es aus; wie schmeckt es; wie ist die Konsistenz? „Für alles
weitere haben wir dann zum Beispiel PH­Meter, Hemmstoffteststreifen und
den sogenannten Foodscan. Oft untersucht man die Proben auch nicht nur
einmal, sondern lässt sie in sogenannten Testbechern bebrüten.“ Ein sehr
wichtiger Teil der Arbeit ist dabei das Dokumentieren. Jede einzelne Probe
muss etikettiert und in ein Computerprogramm eingegeben werden, so dass
alles sofort zugeordnet werden kann und es nicht zu Verwechslungen kommt.
„Man muss schon konzentriert arbeiten und immer bei der Sache sein.“ Auch
nachts, denn in den Milchwerken wird rund um die Uhr produziert, also muss
auch rund um die Uhr kontrolliert werden. „Ich arbeite in drei Schichten“, sagt
Stephanie, die nur die Frühschicht nicht so sehr mag. „Aber man gewöhnt sich
daran.“ Auch, dass sie regelmäßig an Wochenenden und Feiertagen eingeteilt
ist, stört sie nicht. „Dafür gibt es ja dann in der Woche mal frei.“
Für den theoretischen Teil ihrer Ausbildung fährt Stephanie in die Berufs­
schule nach Oranienburg.
„Wir haben viel Mathematik, Biologie, Physik und
Chemie, aber auch Labortechnik und Wirtschaft. In den Naturwissenschaften
sollte man schon in der Schule gute Noten gehabt haben, sonst wird es
schwierig, da mitzukommen.“ Nach der Ausbildung möchte sie gern hier blei­
ben und im Labor arbeiten. „Der Beruf macht mir Spaß und ich bin dann erst­
mal fertig mit der Schule.“ (mü)
Morgens einen Schluck schlechte Milch in den Kaffee zu kippen, kann einem vielleicht den Start in den Tag vermiesen, ist aber sonst nicht weiter tragisch.
Wenn allerdings in der Lebensmittelmittelproduktion – zum Beispiel bei den Milchwerken in Erfurt – Milch in die Vorratstanks gelangt, die nicht einwandfrei
ist, hat das weitaus gravierendere Folgen. Denn über 1,3 Millionen Liter Rohmilch warten hier am Tag auf ihre Weiterverarbeitung zu Joghurt und Co.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Der Milchtest
Milchwirtschaftliche Laboranten überprüfen
die Inhaltsstoffe und Eigenschaften von
Rohmilch, Zwischen­ und Endprodukten.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit,
Verantwortungsbewusstsein, gute Noten in den
Naturwissenschaften, Beobachtungsgenauig­
keit, Daueraufmerksamkeit, Bereitschaft zu
Schicht­ und Wochenendarbeit
Chancen: Arbeitgeber sind vor
allem Molkereien und Käse­
reien, aber auch Institute, die
Milcherzeugnisse nach den
Vorschriften der Lebens­
mittelgesetze überprüfen.
Weiterbildung zum Techniker
oder Meister ist möglich.
Milchwirt­
schaftlicher
Laborant
(m/w)
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